Grenzen überwinden heißt das Debütalbum der Tübinger Band mit der charismatischen Frontsängerin, und dieses selbst gesteckte
Ziel meistert das Quintett mit Bravour. Wer Latin Sound zum Abtanzen erwartet, wird enttäuscht, denn die Musik lädt eher zum
meditativen Hörgenuss in einer ruhigen Stunde ein. Traditionelle lateinamerikanische und spanische Elemente vom Canto Nuevo und
Tango über Flamenco bis hin zu Salsa, Candombe oder spanischem Rap verschmelzen zu einem ganz eigenen Stil, der bei jedem Stück
neue Facetten anklingen lässt. Das liegt nicht zuletzt an der ungewohnten Kombination der Instrumente, die allesamt in den Händen
erfahrener Musiker liegen. Kopf der Truppe ist der Chilene Sergio Pinto, der manchem als langjähriger Leiter der Grupo Sal ein
Begriff sein mag. Er erweist sich als Meister der Gitarre, des Cuatro und des Tres, während seine Landsmännin Carolina Aliaga ein
eindringliches Cello streicht. Der Deutsche Rolf Nill ist für Percussion zuständig, Wolfram Karrer beherrscht virtuos sowohl
Akkordeon als auch Piano, und die spanische Sängerin Maribel Morejón erweist sich als würdige Interpretin der modernen Gesangskunst
und stimmlicher Experimente. Ein ungewöhnliches Album und ein vielversprechender Beginn für die Newcomerband.
Suzanne Cords
"Folker" 4/2005